1103 Wörter - Lesezeit: ca. 6 Minuten - Geschrieben von Johannes
Was passiert im Stress? Nervensystem & Stressreaktionen
Was passiert bei Stress im Körper? Erfahre, wie dein Nervensystem reagiert – mit praktischen Beispielen und Tipps aus der Entspannungshelden-App.
Was passiert bei Stress im Körper? Nervensystem, Stressachsen und Bewertung einfach erklärt Kennst du das Gefühl, schon morgens innerlich auf dem Gaspedal zu stehen? Im Stau, an der Supermarktkasse oder wenn du versuchst, allen Erwartungen gerecht zu werden? Stress scheint ein ständiger Begleiter zu sein – manchmal leise im Hintergrund, manchmal laut und überwältigend.
Aber was passiert da eigentlich in deinem Körper? Und warum fühlt sich eine Kleinigkeit für den einen harmlos an, während sie bei dir sofort Alarm auslöst? Die Antwort liegt tiefer – in deinem Nervensystem.
Was passiert bei Stress im Körper?
Viele Menschen fragen sich: „Was passiert bei Stress im Körper?“ Die Antwort beginnt viel früher, als du vielleicht denkst – nämlich mit deiner Geburt.
Du verlässt dein warmes, vertrautes Zuhause. Plötzlich Kälte, Licht, Stimmen, Hände, die dich berühren. Dein System reagiert sofort: Adrenalin, Cortisol, Noradrenalin – dein Körper stellt sich auf Überleben ein. Du schreist, atmest, strampelst. Erst die Wärme und Nähe deiner Mutter, das Kuschelhormon Oxytocin, beruhigen dich wieder.
Stress begleitet uns von Anfang an. Und das ist keine Schwäche – sondern ein Zeichen dafür, dass dein Körper auf Veränderung reagiert, um dich zu schützen.
Stress im Alltag – Beispiel Supermarktkasse
Du bist drei Jahre alt. Vor dir liegt ein Ü-Ei. Es verspricht alles: Spiel, Spaß und Schokolade. Du willst es – unbedingt. Doch Papa sagt nein. Stattdessen: Bio-Rosinenkekse.
Du hast kein Geld, keine Kontrolle, keine Strategie. Was bleibt, ist dein Körper: Schreien, Werfen, Toben. Was du hier erlebst, ist roher Stress. Dein Wunsch trifft auf eine Grenze. Und weil du dich noch nicht selbst regulieren kannst, übernimmt dein Nervensystem.
Genau solche Situationen sind typische Stressoren – Reize, die deine inneren Ressourcen überfordern. Und sie sind nicht immer logisch erklärbar – sie sind persönlich, geprägt durch Erfahrung, Biografie, Bedeutung.
Wie das Nervensystem bei Stress reagiert
Stress und Nervensystem einfach erklärt Was macht dein Körper eigentlich in dem Moment, wo du dich gestresst fühlst? Hier hilft ein Blick auf dein autonomes Nervensystem, das blitzschnell entscheidet, wie du reagierst:
Die drei Stressachsen
Ventraler Vagus (grün): Sicherheit, Ruhe, soziale Verbindung. Du fühlst dich geborgen, reguliert, offen.
Sympathikus (orange): Alarm, Aktivierung. Dein Herz schlägt schneller, du willst fliehen oder kämpfen.
Dorsaler Vagus (rot): Rückzug, Erstarren. Du bist überfordert, ziehst dich innerlich zurück, funktionierst nur noch.
Je nach Situation und Bewertung wird eine dieser Achsen aktiviert.
Beispiele für positiven und negativen Stress Stell dir vor, du liegst auf einer Wiese. Eine Biene summt vorbei.
🐝 Fall 1: Keine Gefahr – Ventraler Vagus aktiv Du hörst das Summen, bleibst ruhig. Du weißt: Bienen tun nichts. Dein System bleibt entspannt. Du bist bei dir – verbunden, sicher.
🐝 Fall 2: Bedrohung – Sympathikus springt an Du erinnerst dich: Deine Großtante war hochallergisch. Dein Herz rast. Du ziehst die Füße weg, springst auf. Dein System reagiert mit Flucht.
🐝 Fall 3: Zu viel – Dorsaler Vagus übernimmt Vielleicht fühlst du dich wie gelähmt. Erstarrt. Du atmest flach. Keine Flucht, kein Kampf – nur Abschalten. Auch das ist eine Stressreaktion.
🐝 Fall 4: Aufregung – Sympathikus mit Schmetterlingen Dein Schwarm kommt vorbei. Dein Herz klopft, du richtest dich auf, spürst Wärme, Kribbeln, Anspannung. Eustress – der positive Bruder von Distress – aktiviert dich, macht dich lebendig.
Zweite Bewertung: Anforderung vs. Ressource
Doch damit nicht genug. In einer zweiten Bewertung – insbesondere im zweiten und dritten Fall – kommt eine weitere Ebene ins Spiel: der Abgleich zwischen Anforderung und Ressourcen, bzw. deiner eigenen Stresskompetenz.
Je größer die Diskrepanz zwischen Anforderung und deinen verfügbaren Ressourcen ist, desto bedrohlicher wird die Situation empfunden.
👉 Und genau deshalb ist es so sinnvoll, dass du die Entspannungshelden Anti-Stress-App nutzt.
Denn damit baust du deine inneren Ressourcen Stück für Stück auf. Situationen wie die an der Supermarktkasse tangieren dich irgendwann nicht mehr – vielleicht hast du inzwischen einen Minijob, bekommst Taschengeld oder hast einfach mehr Strategien. Anforderungen und Ressourcen stehen im Gleichgewicht.
Zack, Korrektur. So funktioniert Veränderung.
Natürlich ist das Beispiel mit dem Ü-Ei übertrieben – aber du weißt bestimmt, wie es ist, wenn sich Situationen im Nachhinein gar nicht mehr so schlimm anfühlen wie im Moment selbst.
Vielleicht kennst du auch diesen Effekt:** Du hast etwas Schwieriges gemeistert – beim nächsten Mal fühlst du dich stärker, sicherer. Was vorher bedrohlich war, wird zur Herausforderung. Vielleicht freust du dich sogar darauf.
Das bedeutet: Bewertungen lassen sich korrigieren.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie mir das Autofahren früher Angst gemacht hat. Ich war langsam, vorsichtig, übervorsichtig. Mein Leitspruch: „Rechne mit den Fehlern der anderen.“
Ich mied jede Strecke, wo ich selbst fahren musste. Keine Korrekturerfahrung möglich. Erst durch kleine, kontrollierte Schritte mit Mark – unserem Videografen – habe ich das geändert. Motor starten, dann fahren, später parken. (Letzteres kann ich bis heute nicht gut 😄)
Doch ich erlebte: Ich komme an. Es passiert nichts Schlimmes. Ich kann das. Und heute? Heute fahre ich gerne Auto.
Dein Impuls: Situationen werden von allen Menschen unterschiedlich erlebt und bewertet. Was für den einen pures Adrenalin ist – Rafting, Breakdancer, Freeclimbing – ist für andere eine Katastrophe.
Je größer die Lücke zwischen Anforderung und Ressource, desto heftiger deine Reaktion. Aber: Jede korrigierende Erfahrung kann dein System neu justieren.
Und jetzt du:
✏️ Schreib dir auf: Welche Situationen im Alltag stressen dich? Wo fühlst du dich überfordert oder machtlos? Wo sind die Anforderungen zu hoch?
Nimm dir dafür 10 Minuten, bevor du weiterliest.
Stress verstehen und bewältigen lernen – was du aus all dem mitnehmen kannst: Stress ist nicht dein Feind. Es ist die Art, wie dein Körper dich schützt, reguliert, warnt oder aktiviert. Und je besser du dein Nervensystem verstehst – umso bewusster kannst du es unterstützen.
Achtsamkeit, Selbstfürsorge, bewusste Pausen – all das hilft deinem System, wieder in den grünen Bereich zu kommen.
Du musst nicht funktionieren. Du darfst dich spüren. Du darfst lernen, zwischen Reiz und Reaktion einen Moment Raum zu schaffen.
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Über den Autor: Johannes Förster
Johannes Förster ist Sozial- und Entspannungspädagoge sowie Gründer der Entspannungshelden-App. Nach vielen Jahren in der Jugend- und Familienhilfe und eigener Erfahrung mit chronischem Stress hat er sich zum Ziel gesetzt, Entspannung alltagstauglich, wissenschaftlich fundiert und mit einem Augenzwinkern zugänglich zu machen.
Mit einem tiefen Verständnis für mentale Gesundheit und einem offenen, menschenfreundlichen Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit begleitet er Menschen dabei, wieder mehr bei sich selbst anzukommen. Sein Ansatz: Praxistauglich. Ehrlich. Und mit echtem Herz.
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📚 Quellen & weiterführende Literatur
Lazarus, R.S. & Folkman, S. (1984): Stress, Appraisal, and Coping. New York: Springer.
Prieß, M. (2017): Warum wir ohne Angst keine Freiheit haben. München: Kösel Verlag.
Porges, S.W. (2011): The Polyvagal Theory. New York: Norton.
Kaluza, G. (2021): Stressbewältigung. 8. Aufl., Heidelberg: Springer.
Müller, S., et al. (2022): Vagus nerve stimulation increases stomach–brain coupling via a vagal afferent pathway. Brain Stimulation, 15(5), 1126–1135. https://doi.org/10.1016/j.brs.2022.08.019

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